
Es waren 5 sehr erlebnisreiche und intensive Tage in Valencia an der spanischen Ostküste. Obwohl die Metropole rund 1,4 Millionen Einwohner zählt, hinterlässt sie auf uns einen sehr grünen Eindruck. Auf unserem Kurzurlaub lief bei weitem nicht alles wünsch gemäss. Unsere Erkenntnis: Man kann auch im Alter von 55 noch Neues erleben.
29. November 2024
Der Anreisetag hatte es in sich und war echt anstrengend. Unser Tag begann frühmorgens. Zwar war die Flugzeit von Zürich nach Valencia mit etwas mehr als 2 Stunden kurz, aber zum Reisen gehören eben auch viele Wartezeiten dazu. Warten auf den Zug. Anstehen beim Check.in. Anstehen bei der Sicherheitskontrolle. Warten auf das Boarding. Anstehen beim Boarding. Warten auf die Starterlaubnis. Irgendwann waren wir dann doch in der Luft.
Kurz nach Mittag landeten wir im warmen Spanien. Der Plan war nach dem Bezug des Hotels noch die Startunterlagen im Expo-Gelände abzuholen. Zunächst ging es also per Taxi zum Hotel in die Innenstadt für das Check-in. Die Taxi-Variante wählten wir, weil die Busfahrt rund 90 Minuten gedauert hätte.
Wegen den verheerenden Überschwemmungen vor rund 4 Wochen verkehrte die Metro nicht, was wir noch zu spüren bekamen. Übrigens stand der Marathon wegen dieser Unwetter kurzzeitig auf der Kippe, aber vor einer Woche erhielten wir grünes Licht.
Bei der Ankunft am Flughafen haben wir uns eine 72 Stunden ÖV-Karte zugelegt, welche wir nun für die Fahrt zum Expo-Gelände nutzten. Uns wurde an der Reception mitgeteilt, dass wir zunächst den Bus 19 und später den Bus 62 nehmen müssen. Der erste Teil der Busfahrt verlief noch einwandfrei, aber in diesem Stil ging es nicht weiter. Beim Busbahnhof warteten wir auf die Nummer 62. Zwischenzeitlich kam der 10er 5-mal vorbei, so auch der 13er, 21er, 30er, 31er und alle anderen. Nur der 62er kam nie. Irgendwann, oh Glück, kam er dann doch noch. Wir waren nicht die einzigen Marathonteilnehmer, welche die Idee mit der Startunterlagen-Abholung an diesem Freitagnachmittag hatten. Im Bus 62 herrschten chaotische, geradezu indische Verhältnisse. Sehr, sehr, sehr eng! Sehr, sehr, sehr heiss! Die Horrorfahrt dauerte 16 Stationen lang, sprich 60 unendliche Minuten.
Im Expo-Gelände, dem Kongresszentrum Feira Valencia, ging es zügiger voran. Die Unterlagen hatten wir bald einmal beschafft. Auf der Messe hielten wir uns nur kurz auf. Im Gegensatz zu Chicago 2023 verfielen wir nicht dem Kaufrausch und gaben nur einen Bruchteil davon für Merchandise-Artikel aus.
Für die Rückfahrt ins Hotel entschieden wir uns dann doch wieder für das Taxi, trotz einer 72 Stunden ÖV-Karte. Über die Gründe muss ich nach der Hinfahrt wohl nicht näher eingehen.
Bei der Ankunft im Hotel, zwischenzeitlich dunkelte es ein, war unser Zimmer bereit. Das Zimmer war gross und wir breiteten uns dementsprechend aus. Der Inhalt der Koffer wurde in den grosszügigen Kleiderschränken verstaut.
In der Nähe fanden wir ein gemütliches Restaurant. Bei einem feinen Essen liessen wir Tag ausklingen.
Nach dem Abendessen, mittlerweile 22 Uhr, sehnten wir uns nach unserem Bett. Es war ein langer Tag, doch er sollte noch länger werden.
Kurz vor dem Lichter löschen, knallte es urplötzlich. Nach dem Knall rauschte es, wie wenn jemand die Dusche angestellt hätte, jedoch kam das Wasser nicht aus der Duschbrause, sondern direkt aus der Decke! Petra rannte zur Reception, um Hilfe zu holen. Ich versuchte mit den Abfalleimern des Zimmers das Wasser aufzufangen und entleerte diese in der Dusche. Ein unmögliches Unterfangen. Die Kübel fühlten sich im Minutentakt.
Da das Wasser nicht innert nützlicher Frist abgestellt werden konnte, wurden wir temporär in ein anderes Zimmer verlegt, liessen aber unser ganzes Hab und Gut im Zimmer zurück. Gegen Mitternacht fanden wir dann endlich unsere Ruhe, aber an einen sofortigen Schlaf war natürlich nicht zu denken. Das Ereignis war zu heftig, zu aufwühlend.
30. November 2024
Nach der kurzen Nacht besichtigten wir unsere Junior-Suite. Die Wasserleitung war in der Zwischenzeit repariert worden, aber das Zimmer war absolut unbewohnbar. Wir drängten auf einen Zimmerwechsel, welcher uns denn auch gewährt wurde. Von der Junior-Suite in ein normales Zimmer. Manchmal fühlt sich ein Downgrade, wie ein Upgrade an.
Für den Rest des Tages war dann Chillen angesagt. Es galt die «verlorene» Nacht aufzuholen. Dazwischen ging es für ein kurzes Warm-up ins nahegelegene Start-/Zielgelände.
Am Abend speisten wir im Hotel, wo für die Marathonläufer extra eine Pasta-Party organisiert wurde. Das Buffet war sehr umfangreich und mega lecker.
1. Dezember 2024
Race Day! Der Valencia Marathon ist bekannt für seine schnelle, flache Strecke, was sich längst in aller Welt verbreitete. Heuer waren über 35’000 Teilnehmer gemeldet.
Die Wetterbedingungen waren perfekt. Es war alles angerichtet für ein grossartiges Lauferlebnis.
Unsere Renntaktiken waren klar. Ich wollte mich an die Fersen des Sub 2:50 Tempomachers heften und peilte eine Endzeit von 2:48 an. Petra’s Ziel war die Ziellinie. Aufgrund ihrer gesundheitlichen Beschwerden war es für sie nicht selbstverständlich, das Ziel zu erreichen. Wenn doch, dann wäre eine Zeit zwischen 3:20 und 3:30 wohl realistisch.
Es sollte nicht mein Tag werden. Ich fand nie den Laufrhythmus. Da ich mich in der Nähe der Tempomacher positionierte, herrschte permanenter Stress, weil sich sehr viele Läufer um diese tummelten. Bei Kreisel und Abzweigungen gab es den sogenannten Handorgeleffekt, was zusätzlich Körner kostete. Das ging weit über die 20 Kilometermarke hinaus. Ab Kilometer 26 war ich mental und körperlich so angeschlagen, dass ich abreissen liess. Mit einer grossen Enttäuschung lief ich nach 2:56:33 ins Ziel. Eine Sub 3:00-Zeit ist sicherlich für unsereins nicht so schlecht, aber ich erhoffte mir definitiv mehr.
Petra lief es besser und erreichte ihr gesetztes Ziel vollends. Mit der Endzeit von 3:20:35 war sie glücklich. Sie musste gegen Ende des Marathons auch auf die Zähne beissen, aber sie konnte den grössten Teil der Strecke geniessen.
Wie krass das Niveau in Valencia ist, zeigen unsere Platzierungen. Ich klassierte mich Overall im 3983. Rang und Petra im 9934.
Den 51. Marathon habe ich am Abend beim Pizzaessen und Lambrusco doch noch etwas gefeiert. Städtemarathons sind einfach geil! Die Atmosphäre. Die Stimmung. Die Anspannung. Das Leiden. Schlicht das ganze Drumherum.
2. Dezember 2024
Medal Monday! Nach dem Marathontag, welcher in den meisten Fällen an einem Sonntag stattfinden, läuft der glückliche, aber gekennzeichnete Läufer mit Finisher T-Shirt und der Medaille um den Hals in der Stadt umher. Die Mehrheit fällt zusätzlich mit einer unschönen Gangart auf, was sich vor allem in Treppennähe zeigte. Der Muskelkater lässt grüssen.
Wir verbrachten den Tag mit einem Besuch im Oceanographic und einem Marathon-Shopping. Frau wollte noch ein «Souvenir» mit nach Hause nehmen.
3. Dezember 2024
Bereits war es Zeit, um Tschüss zu sagen. Trotz einiger Widrigkeiten haben wir die Tage in Valencia sehr genossen. Wir können die Stadt auch den Nicht-Läufern wärmstens empfehlen. Es gibt viele Sehenswürdigkeiten zu bestaunen und auch die kulinarische Vielfalt lässt nichts zu wünschen übrig.
Auf Wiedersehen!