Eines vorweg. Mit dem Resultat des Marathons war ich sehr zufrieden! Ein gewisser Druck lastete auf meinen Schultern, war es doch mein Jubiläums Marathon, der 50., und diese Marke wollte ich unbedingt knacken.
Eigentlich sollte die Herausforderung, sprich 42,2 Kilometer zu laufen, angesichts meiner langjährigen Marathon-Erfahrung, für unsereins keine allzu grosse Hürde darstellen, aber gesundheitliche Probleme stellten dies nun in Frage. Die rechte Wade machte seit Wochen bei längeren und/oder schnelleren Laufeinheiten zu. Zudem hatte ich anfangs Oktober eine Erkältung eingefangen, was mich praktisch zu einem Sportverbot verdammte. Mit ein bisschen Krafttraining und Rennrad fahren, versuchte ich mich in Form zu halten. Zusätzlich besuchte ich diverse Massagen- und Dry Needling-Termine. Schlussendlich ging alles auf. Für das bin ich sehr dankbar.
Obwohl das deutsche Bräunlingen nur eine Autofahrstunde entfernt war, erfolgte die Anreise bereits am Freitagabend. Das Wochenende war heuer gleichzeitig die Vereinsreise des Laufsportverein Winterthur. Mit rund 20 Mitglieder waren wir vor Ort.
Am Samstag stand ein kurzes Warm-up auf dem Programm, jedoch ohne die üblichen Steigerungsläufe. Ich wollte nichts riskieren. Am Nachmittag war ich als Fan am Streckenrand, um meine Vereinskollegen, bei den Wettkämpfen über 10 Kilometer und Nordic Walking anzufeuern. Abends füllte ich mir beim Italiener um die Ecke nochmals die Kohlenhydratspeicher, um für den Marathon bereit zu sein.
Am Sonntag folgten die Rennen über die Halbmarathon- und Marathon-Distanz. Meine Startzeit war um 09:30 Uhr, daher schrillte der Wecker bereits um 05:30 Uhr. Wie üblich bestand mein Frühstück vor allem aus Kaffee. Ich esse unmittelbar vor dem Marathon nicht mehr viel.
Just beim Startschuss begann es bei kühlen 10 Grad Celsius und starkem Wind zu regnen. Man wünscht sich andere Wetterbedingungen, aber es war für alle Teilnehmer gleich. Da ich die Strecke nicht kannte, mehrheitlich auf Forstwegen und mit zirka 500 Höhenmeter gespickt, begann ich das Rennen vorsichtig. Im Hinterkopf lief immer die verletzte Wade mit. Ich konnte mich anfänglich im Läuferfeld etwas «verstecken», umso dem Gegenwind auszuweichen. Jedoch ging diese Taktik nicht lange auf, weil sich das Feld rasch in die Länge zog. Bereits nach wenigen Kilometer war ich in einer Gruppe von 3, 4 Läufern unterwegs.
Nach zirka 6 Kilometer ging es in den Schwarzwald rein und damit begann der lange Anstieg. Die Strecke begann nun grundsätzlich bis zum 22. Kilometer stetig leicht zu steigen. Mittlerweile war ich nur noch mit einer Person unterwegs. Ich ahnte, dass dieser in meiner Altersklasse war. Er war also ein direkter Konkurrent von mir. In den bergab Passagen müsste ich ihn immer wieder ziehen lassen, holte ihn jedoch in den Anstiegen wieder ein. So ging dies hin und her.
Mittlerweile war die Halbmarathonmarke geschafft. Gemäss Profil sollte das Gröbste nun vorbei sein und der lange Abstieg ins Ziel stand an. Demnach folgte nun der vermeintlich leichtere Teil des Rennens, aber mit etwas müden Beinen ist das bergab laufen nicht wirklich ein Genuss.
Bei Kilometer 25 passierte dann die entscheidende Szene, welche über den Sieg in der Altersklasse M50 entschied. Mein Begleiter verlor ein Gel und musste kurz anhalten. Ich zog an ihm vorbei und sah ihn nie mehr. Bis ins Ziel wuchs mein Vorsprung auf über 3 Minuten an.
Ich konnte bis ins Ziel noch den einen oder anderen Läufer einsammeln und klassierte mich mit der Endzeit von 03:04:12 schlussendlich im gutem 12. Rang. 3 Frauen waren noch vor mir ins Ziel gekommen, die erste Frau würde gar Tagessiegerin.
Übrigens war die rechte Wade während und nach dem Marathon nie ein Thema.
Fazit: Manchmal muss man einfach einen Marathon laufen, um die gesundheitlichen Probleme loszuwerden.